Dienstag, 6. November 2012

Sprache der Sufis

Sufisches Leben bezieht sich auf  innere Lebenseinstellungen und äußerer Verhaltensweisen.
Die einzelnen Sufi-Orden haben unterschiedliche (Gebets-)Rituale und Lebensstile, sie alle eint jedoch die sich in Gott auflösende Liebe. Dies geschieht durch die intensive Läuterung der Seele und bedeutet zugleich ein bewusstes Leben unter kritischer Wahrnehmung gesellschaftlicher Bedingungen.




Aphorismen

Der Achtlose fragt am Morgen: „Was werde ich tun?“ Der Vernünftige schaut: „Was wird nun Gott mit mir tun?“
 Ibn Ata Allah
(geboren um 1250 in Ägypten, gest. 1309, Studium in Alexandrien)
 Aus: Annemarie Schimmel (Ausgewählt, übersetzt und herausgegeben):
Weisheit des Islam. Stuttgart: Reclam 1994, S. 276


Der Seele Frohsinn hängt nicht ab
von Rosen und von Grün – dort, wo ein Herz sich aufgetan,
ist Garten voller Blühn!
 Mir Chawaja Dard
(gest. 1785 in Delhi), Mystiker, der in Urdu und Persisch schrieb (aaO , S. 91)

Sie predigen in der Moschee
dem niedren Volke
von Paradies und Huris schön,
von Essen, Trinken
und schreiben laut aus Hoffnung drauf
und brüllen kräftig,
als sprächst zu einen Esel du
von Futtergerste!

Nasir-i Chusrau (gest. nach 1072), Ismailit (schiitische Sonderrichtung)
aus Nordafghanistan (damals iranisch) Dichter und Denker,
Reisender in Zentralasien starb in der Verbannung (aaO, S. 200).

Anekdotisch und doch sehr ernsthaft:

Der Fuchs und die Kamele:
 Man sah einen Fuchs voll Schrecken davonlaufen, Jeman fragte ihn, worüber er denn so beunruhigt sei. Der Fuchs antwortete. "Sie holen Kamel zur Zwangsarbeit!" "Du Narr!" sagte man zu ihm, "das Geschick der kamele hat doch nichts mit Dir zu tun, wo Du ihnen nicht einmal ähnlich siehst." "Schweig!" sagte der Fuchs, "wenn ein Intrigant behauptete, ich sei ein Kamel, wer würde dann schon meine Befreiung erwirken?"
Aus: Idries Shah, Der glücklichste Mensch.
Das große Buch der Sufi-Weisheit. Freiburg u.a.. Herder 1986, S. 82


Wie aktuell eine solche Fabel werden kann, wird z.B. an dem Drama von 
Max Frisch: Andorra (1961) deutlich, das in dem fiktiven Staat Andorra spielt. Andri, die Titelfigur, wird schließlich als lJude enttarnt, obwohl er gar kein Jude ist.

Nasreddin Hodscha, mehr als ein türkischer oder persischer Till Eulenspiegel:

Irgrend etwas fiel herunter
Als Nasruddins Frau einen gewaltigen dumpfen Schlag hörte, rannte sie hinauf in sein Zimmer. "Reg dich nicht auf!" sagte der Mulla, " es war nur mein Mantel, der auf den Boden fiel"
"Was, und das machte so einen Krach?"
"Ja, ich hatte ihn gerade an."
Aus: Idries Shah, die fabelhaften Heldentaten
des vollendetenNarren und Meisters Mulla Nasruddin.
Freiburg u.a.: Herder 1984
, S. 96




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